42 Das Deutsche Reich.
Die Industrie ist infolge der Armut des Landes an mineralischen
Bodenschätzen wenig entwickelt. Ausnahmen bilden der oberschlefische In-
dustriebezirk, die Niederlausitz und die Stadt Berlin. — Der Handel knüpft
sich an die Küstenplätze und großen Binnenstädte. Im letzten Jahrzehnt ist
für die Anlage von Bahnen im deutschen Osten sehr viel geschehen. Die
großen Hauptstrecken sind durch zahlreiche Nebenlinien miteinander verbunden,
so daß auch die entlegensten Gebiete der Ebenen in den Bereich regen Ver-
kehrs und Güteraustausches gezogen sind.
2. Das westdeutsche (Tiefland.
a) Die Zvassergrenze: Die Nordsee.
Die Nordsee (1/2 Mill. qkm = dem Deutschen Reiche). Welche Länder
begrenzen sie? Der Name stammt von den Niederländern (der Gegensatz ist
die Südersee), die Dänen nennen sie Westsee, die Engländer „Deutsches
Meer".
Die Nordsee ist fast durchweg Flachsee, ja sö. einer Linie vom
nördlichen Dänemark bis zur Humbermündung in England weniger tief als
40 in, so daß auf diesem Gebiet jeder größere Kirchturm aus dem Wasser
sehen winde. An gefährlichen Bänken ist das Meer reich, an landfernen
Inseln dagegen arm (Helgoland). Jeder Sturm wühlt das Meer bis zum
Grunde auf, der meist aus Sand, seltener aus Kies oder felsartigem Bodeu
besteht.
Läugs der N.-Seite steht die Nordsee in breiter Verbindung mit
dem Ozean. Daher besitzt das Wasser die Eigenschaften des ozeanischen
Wassers: der Salzgehalt ist derselbe, die Tiden sind ausgeprägt; die
Fluthöhe erreicht an der deutschen Küste 3 in; die Wasserwärme ist ohne die
großen Schwankungen des Ostseewassers. Die Nordsee friert nie zu;
nur in strengen Wintern bedecken sich die flacheren Küstenstreifen mit Eis.
Schiffahrt und Fischerei sind auf der Nordsee sehr rege. Den Deutschen
und den Ostseeanwohnern öffnet die Nordsee den Zugang zum Weltverkehr.
Tie südliche Nordsee mit ihrem schmalen Ausgange, dem Kanal, ist daher
eine der befahrensten Seestraßen. Außerdem ist das Meer von Fischer-
fahrzeugen belebt; denn es ist das fischreichste Meer dererde. Alle
Fische des europäischen Nordmeeres drängen nach der Nordsee, um zu laichen,
vor allen der Hering. Besonders Norweger, Niederländer und Engländer
beteiligen sich an der Hochseefischerei, die jährlich für 150 Mill. Mk.
Fische liefert. Deutsche sind leider dabei nur mit 6 °/0 beteiligt; allein für
Heringe gehen daher alle Jahre 50 Mill. Mk. in das Ansland, für Fische
überhaupt 80 Mill. Mk.
Eine Plage der Nordsee sind die häufigen und heftigen W.-Stürme,
die das Meer wie überhaupt ^"Vv.-Europa heimsuchen. Nur zu oft werden
dann die Schiffe gegen die hafenlose W.--Kiiste Dänemarks getrieben, wo sie
auf den Sandbänken stranden und meist rettungslos verloren sind. Daher
die Namen wie „Eiserne Küste", die „Jammerbucht" sw. von Skagen, das
Seemannswort „Nordsee, Mordsee".
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlausitz Berlin Nordsee Nordsee England Helgoland Nordsee Ozean Nordsee Nordsee Nordsee
44 Das Deutsche Reich.
sogenannten „Ob er lande", und einem im 80. vorgelagerten sandigen Vor-
lande, dem „Unterlande". Im 0. der Insel, durch einen schmalen Meeres-
arm von ihr getrennt, liegt eine langgestreckte Düneninsel, die ehedem mit
der Hauptinsel zusammenhing. Sie ist der eigentliche Badeplatz Helgolands.
— Des starken Sturmwinds wegen gedeihen Bäume und Sträucher nur ver-
einzelt im Schutze der Gebäude. — Die Bewohner gehören zum friesischen
Stamme und ernähren sich von dem starken Fremdenbesuch des Seebades
und der Fischerei. Aus dem höchsten Teile des Oberlands im Nw. erhebt
sich der Leuchtturm, dessen Schein bis an die deutsche Küste dringt. Durch
die neuen Befestigungswerke auf dem Oberlande ist die Insel zu einem
wichtigen Wachtposten im „Deutschen Meere" geworden. Von der Hasenmole
führt ein Schienenstrang durch einen Tunnel zum Oberlande. — Die
Natur des Felseneilandes wird am kürzesten durch folgenden Spruch der
Helgoländer gekennzeichnet: „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist
der Sand. Das sind die Farben von Helgoland."
Die Festlandsküste ist vollständige Flachküste, hat weder Wald noch
Dünen und wird vor dem Ansturm des Meeres durch starke Deiche
geschützt. Jenseits liegen die ,,Watten", breite Streifen Landes, die bei
der Ebbe bloßgelegt, bei wiederkehrender Flut indes von der See bedeckt
werden. Diesseits der Deiche ziehen sich an den Küsten entlang und um
die Mündungen der Flüsse die äußerst fruchtbaren Marschen hin. Hinter
den Marschen Schleswig-Holsteins breitet sich das unfruchtbare Geestland aus.
Ortskunde. Die seichte Küste ist arm an Häfen. Die bedeutendsten
Hafenstädte liegen an den Flußmündungen oder im Hintergrunde von Meeres-
buchten.
a) Freie und Hansestadt S Hamburg. Hamburg liegt da, wo die
die Elbe herauflaufenden Tiden ein Anlegen und Löschen der Ladung noch
gestatten. Unter Hinwegräumung mancherlei Hindernisse haben es die
Hamburger verstanden, auch den liefgehenden, modernen Seedampfern den
Zugang zu ihrem Hafen zu ermöglichen. Andrerseits erschloß die Elbe seit
alters das Hinterland in ausgezeichneter Weise bis Böhmen hinein. Trotz der
zahlreichen Eisenbahnen, die von Hamburg ausgehen, ist die Elbe mit dem
Niederrhein die befahrenste deutsche Wasserstraße. So ist Hamburg der
größte Seehandels- und Reedereiplatz des europäischen
Festlandes, mit einem Hinterland, das bis zur Donau und zur Nordschweiz
reicht. Die Hamburg-Amerikalinie, die größte Reederei der Welt, hat hier ihren
Sitz. Hamburg bewältigt sj4 des gesamten deutschen Außenhandels und zählt
sast 1 Mill. E. (950000)- insgesamt wohnen an dieser Erdstelle etwa 1,2 Mill.
Menschen. — Die deutsche Seewarte (Reichsanstalt) veröffentlicht täglich
Wetterberichte und erläßt Sturmwarnungen für die deutschen Küsten. Der
Lorhasen von Hamburg ist das an der Elbmündung gelegene Cuxhaven.
b) In Schleswig-Holstein: H Altona, größte Stadt der Provinz,
an der Elbe abwärts Hamburg gelegen und mit diesem zusammenhängend;
große Fabrik- und Seehandelsstadt, — Im 0. von Hamburg, im Lauen-
burgischen, Friedrichsruh, Bismarcks Ruhestätte.
c) Im Gebiet der Freien und Hansestadt Bremen: Bremer-
Häven, Vorhafen von Bremen, mit bedeutendem Seeverkehr.
6) Zu Hannover: Wilhelmshaven, am Jadebusen gelegen, starker
deutscher Kriegshafen an der Nordsee. — Emden, alte Seehandelsstadt in
der Nähe des Dollarts, durch Kanäle mit ihm und dem rheinischen Industrie-
gebiet verbunden. Emden besitzt das größte Telegraphenamt des europäischen
Festlandes und nach dem Londoner das bedeutendste der ganzen Welt. Zwei
deutsche Kabel gehen über die Azoren nach New-Aork, mehrere nach deutschen
überseeischen Besitzungen und fremden Ländern; 20 gehen nach England.
Jährlich werden über 6 Mill. Depeschen befördert.
2. Das deutsche Hinterland der Nordsee liegt zwischen der untern
Elbe und der holländischen Grenze.
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Kulturgeographie. 69
Übersicht des Eigenhandels 1909 in Milliarden Mark.
Staaten Einfuhr j Ausfuhr Insgesamt
1 2 3 4 5 6 Großbritannien Deutsches Reich Vereinigte Staaten Frankreich (1908) Niederlande (>908) Belgien (1908) 12-/4 9 5 V2 53a 4 >U 47* 97 , 87s 7 »74 »Vs 3"/s 22'/4 177s 127« 11 87- 8
Der Gesamtwert unsres Handels betrug 1909 17vs Milliarden M.
Das Deutsche Reich ist der zweite Handelsstaat der Erde.
C. Handel und Verkehr bedienen sich als Mittel hauptsächlich der
Schiffahrt, der Eisenbahnen, der Post, Telegraphen und der Fernsprecher.
Die deutsche Handelsflotte hat sich vorzugsweise seit 1871 stark
entwickelt. Sie nimmt die zweite Stelle in den Flotten der Erde ein.
Anteil an der Leistungsfähigkeit der Welthandelsflotte in °/o
England 48 Norwegen 4^
Deutsches Reich 11 Frankreich 4
Vereinigte Staaten 8 Italien, Rußland, Japan je 3
Deutschland besitzt die leistungsfähigsten Reedereien der
Welt, sowie die größten und schnellsten Dampfer.
Der überseeische Verkehr wird hauptsächlich durch den „Norddeutschen
Lloyd" in Bremen, die Hamburg-Amerika-Linie, von denen jede
Reederei eine größere Ozeandampferflotte besitzt als z. B. Rußland und
Österreich zusammengenommen, den Weltpost verkehr und durch deutsche
Dampferlinien, die vom Reiche unterstützt werden, wesentlich gefördert.
Das dichteste Netz weist das Becken des Atlantischen Ozeans auf; aber auch
das Mittelmeer und der Indische Ozean werden neuerdings immer mehr in
den deutschen Weltverkehr gezogen. Dies beweisen auch die Dampferlinien
nach der Levante, Ostafrika und der Südsee.
Die Binnenschiffahrt wird durch schiffbare oder kanalisierte Flüsse
und durch Kanäle ermöglicht.
Schiffe mit mehr als 1000 t Tragkraft (= der Tragkraft von 80 Eisen-
bahnwagen!) verkehren im Binnenlande auf dem Rhein abwärts Mannheim,
sowie auf dem Kaiser Wilhelm-Kanal, bis zu 1000 t
1. auf der Elbe,
2. auf der Oder,
3. auf der Wasserstraße O der-Spreekanal, Spree, Havel,
Havelmündung,
4. Unter- Weichsel,
5. Dortmund-Ems-Kanal, Ems.
Von den deutschen Wasserstraßen ist die Elbe infolge der starken Braun-
kohleneinfuhr aus Böhmen am belebtesten. Fast ebenso stark wird der Rhein
befahren. Außerdem kommen noch die Wasserstraßen, die von Berlin nach
Hamburg und nach Stettin führen, in Betracht. — Den westlichen Wasser-
straßen fehlt die Verbindung mit der Elbe und damit mit dem östlichen
Flußnetz.
Tie Weichsel, Oder und Memel führen größere Mengen Floßholz
abwärts, das meist aus Rußland kommt.
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Extrahierte Personennamen: C.
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Belgien Japan Deutschland Bremen Indische_Ozean Ostafrika Rhein Mannheim Spree Rhein Berlin Hamburg Stettin
72 Verkehrsgeographie.
Die Beschleunigung und Ausdehnung der Gedankenmitteilung in der Tagest
presse und im Briefwechsel bedingt eine gesteigerte Teilnahme des Volkes an
den verschiedenartigsten Wohlfahrtsbestrebungen des Staats und den
Äußerungen des öffentlichen Lebens.
Das gesamte Bahnnetz der Erde hatte im Jahre 1908 eine
Ausdehnung von nahezu 1 Mill. km.*) Der schnellste Zug der Welt fährt
rund 100 km in der Stunde. An Bahnlänge stehen die Vereinigten
Staaten allen europäischen Ländern voran. Das dichteste Eisenbahnnetz hat
Belgien, in weitem Abstände folgt Großbritannien, dann das Deutsche Reich
und die Schweiz. Die geringste Eisenbahndichte weist unter den europäischen
Staaten Norwegen auf.
Auf je 100 qkm des Staates entfielen 1908 auf
Belgien rund 27,5 km Österreich-Ungarn rund 6,3 km
Großbritannien „ 12 „ Italien „ 5„
Deutschland „ 11 „ Vereinigte Staaten „ 4 „
Schweiz „ 11 „ Rußland 1,1
Frankreich „ 9 „ Norwegen „ 0,9 „
Dänemark „ 9 „
b) Dampfschiffe. Der Gebranch von Dampfschiffen auf hoher See ist
seit 1838 in Anwendung. Die Dampfer haben vor den Segelschiffen die
Unabhängigkeit vom Winde, die in der Regel größere Tragfähigkeit und
bedeutendere Schnelligkeit Der Bewegung voraus. So fährt ein Dampfschiff
in der Regel drei- bis fünfmal so schnell wie ein Segler.
Da es also in gleicher Zeit im Transport und Frachtwesen drei- bis
fünfmal soviel leistet wie ein Segler, rechnet man seinen registrierten Tonnen-
gehalt („Registertonnen") auch bis fünffach, wenn man seine Gefamttragfähig-
fett mit der eines gleichgroßen Segelschiffes vergleichen will.
Das Dampfschiff hat dem modernen überseeischen Weltverkehr sein
eigentliches Gepräge gegeben. Es hat im Seeverkehr einen ähnlichen
Umschwung hervorgebracht wie die Eisenbahnen im Landverkehr. Mit der
Verwertung der Dampfkraft gewannen die überseeischen Unternehmungen be-
deutend an Umfang, Sicherheit und Erfolg. Die beiden größten Dampf-
fchiffahrtsgesellschaften der Erde, die Hamburg-Amerika-Linie
und der Norddeutsche Lloyd in Bremen, und andere Dampfergesellschaften
richteten einen regelmäßigen Verkehr zwischen den Haupthandelshäfen der
Welt ein („Dampferlinien") und wurden in diesen Bestrebungen von den
Staaten vielfach unterstützt.
Häfen. Nach der Vielseitigkeit der Verbindungen und der Größe des
Verkehrs teilt man die Häfen ein in Welthäfen, Großhäfen und Lokalhäfen.
— Von den Welthäfen gehen nach allen Seiten regelmäßige Dampfer-
Verbindungen aus; die Welthäfen bedienen sich keines andern Hafens als
Vermittler, sie bilden einen Verteilungsmittelpunkt der Waren. Welthäfen sind:
1. in England: London, Liverpool,
2. an der atl. Festlandsküste: Hamburg, Antwerpen, Rotter-
dam—havre, Amsterdam, Bremen, Emden,
*) 985 Tsd. km, wovon 500 Tsd. km aus Amerika, 325 Tsd. km auf
Europa, 100 Tsd. km auf Asien, 30 Tsd. km auf Australien und 30 Tsd. km
auf Afrika kamen.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Norwegen Belgien Großbritannien_„ Frankreich Norwegen Dänemark „ Norddeutsche_Lloyd Bremen England London Liverpool Hamburg Antwerpen Rotter- Amsterdam Bremen Emden Amerika Europa Asien Afrika
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Extrahierte Ortsnamen: Marseille Lyon Italien Brindisi Paris Stuttgart Wien Budapest Belgrad Konstantinopel Saloniki Antwerpen Amsterdam Rhein Mainz Hamburg Bremen Frankfurt_a._M. Basel Mailand Stettin Berlin Oberitalien Venedig Berlin Dresden Prag Wien Venedig Hamburg Berlin Breslau Krakau Lemberg Odessa Frankfurt Berlin Königsberg Petersburg Moskau Petersburg Kiew Sfamara Orenburg Wien Moskau Paris Berlin Osteuropas Perm Jekaterinburg Asien Mitteleuropas Niederrhein Donau Frankreich England Holland Liverpool
Häuptlingen des Weltverkehrs.
Der Wasserverkehr hat den Vorteil der Billigkeit und wird daher für
das Fortschaffen solcher Waren (Massengüter) gewählt, die nicht sowohl schnell,
als vielmehr billig an Ort und Stelle befördert werden sollen (Holz, Kohle,
Getreide usw.). ,
3. Andere Verkehrswege. Europa ist von einem dichten Netz von
Chausseen überzogen, und die Landwege sind in den meisten Ländern in
guter Ordnung. Diese Straßen dienen dem örtlichen Verkehr und dem mit
Kraftwagen (Automobilen). Nur in wenigen Gegenden unseres Erdteils,
wie im nö. Rußland und auf der Balkanhalbinsel, ist man auch im Groß-
verkehr auf Zug- und Lasttiere angewiesen.
b) Von Europa nach überseeischen Gebieten.
1. Nach Amerika. Da die bedeutendsten Seemächte den W. Europas
und den O. Amerikas inne haben, ist der Nordatlantische Ozean
das verkehrsreichste aller Meeresbecken. Er allein umfaßt mehr als die
Hälfte des Verkehrs sämtlicher Weltverkehrslinien. Der im Bau be-
griffene Panamakanal wird einen abgekürzten Seeverkehr zwischen dem
Atlantischen und Stillen Ozean bewerkstelligen. Heute nimmt zwar der
Personen- und Postverkehr den Weg über die Panamalandenge aus der
Panamabahn, der Güterverkehr aber zieht die amerikanischen Pacificbahnen
oder den Weg durch die Magellanstraße vor.
Die meisten Dampferlinien gehen von Liverpool aus, demnächst von
Hamburg, Bremen, Antwerpen, Havre und Southampton. Die
weitaus größte Zahl führt nach den erzeugungsreichen Gebieten von
Nordamerika, nach New-Uork, Boston, Philadelphia, Baltimore, New-
Orleans u. a. Häsen, demnächst nach den Kolonialwarenländern von Mittel-
und Südamerika. Die Fahrt von Liverpool nach Canada währt
9 Tage, von Liverpool, Bremerhaven und Cuxhaven nach New-
ork 5—6 Tage, von Liverpool nach St. Thomas 18 Tage, von
remerhaven über Southampton nach Colon an der Panama-Landenge
20 Tage, nach den Hafenplätzen an der Ostküste Südamerikas 3—4 Wochen,
durch die Magellanstraße nach Callao an der Küste von Peru 7—8 Wochen.
Als Fortsetzung der großen Dampferlinien nach Amerika können die ameri-
kanifchen Küsten-D ampferlinien gelten, die die wichtigsten Küstenstädte
Amerikas miteinander verbinden.
2. Nach Asien und Australien. Während'das Mittelmeer seit den
großen überseeischen Entdeckungen fast ausschließlich dem Verkehr mit der
Levante und Ägypten diente, bewegt sich seit Eröffnung des Sueskanals
(1869) der Dampserverkehr mit Asien und Australien fast ausschließlich durch
das Mittelmeer hin, das dadurch eines der bedeutendsten Handelsmeere der
Gegenwart geworden ist und auf dem fast 1u des gesamten Seeverkehrs be-
fördert wird. So ist denn der Weg nach den an Weizen, Baumwolle,
Seide, Tee und Kaffee reichen asiatischen Monsunländern und den Gewürz-
inseln Ostindiens wesentlich abgekürzt. Seitdem hat sich der Handel zwischen
den beiden am dichtesten bevölkerten Erdräumen: den Fabrikländern Europas
und den an Rohstofferzeugnissen reichen Ländern Süd- und Ostasiens
wesentlich gehoben.
Von den westeuropäischen Häfen, insonderheit von Hamburg und
Bremerhaven und den englischen Seestädten, verlaufen die
Dampferlinien über Gibraltar, Brindisi, durch den Sueskanal
nach C o l o m b o (Ceylon), Singapore und dann weiter nach Hongkong
und I o k o h a m a. Bei Colombo und Singapore zweigen sich Linien
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Extrahierte Personennamen: Thomas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Amerika Europas Stillen_Ozean Liverpool Hamburg Bremen Antwerpen Southampton Nordamerika New-Uork Boston Philadelphia Baltimore Südamerika Liverpool Liverpool Bremerhaven Cuxhaven New- Liverpool Southampton Callao Peru Amerika Amerikas Asien Australien Asien Australien Europas Ostasiens Hamburg Bremerhaven Brindisi Ceylon Hongkong Colombo
Hauptlinien des Weltverkehrs.
77
genommene „Bagdad-Bahn", die an die ebenfalls deutsche „Ana-
totifche" Eisenbahn bei Koma anschließt, über Adana, Mosul und
Bagdad an den Persergolf führen. Die europäische Orientbahn findet da-
durch gewissermaßen eine Fortsetzung bis zu den Eingangstoren Indiens.
e) Im asiatischen Monsungebiet nimmt das großartige Eisenbahn-
netz Vorderindiens bei weitem den eisten Rang unter allen Ver-
kehrsstraßen Asiens ein. Sonst haben nur noch die Japaner ihrem Lande
zahlreichere Schienenwege gegeben, China wird erst in der Gegenwart dem
Eisenbahnverkehr langsam erschlossen.
2. In Amerika, a) An der Spitze des amerikanischen Binnenland-
Verkehrs steht die Union. Ihr Schienennetz ist das umfangreichste der Erde.
Am berühmtesten sind die fünf Pacific bahnen, die den Atlantischen
mit dem Großen Ozean verbinden. Die älteste, 1869 vollendet, heißt
Zentralpacificbahn und führt von New - York über Chicago
und Omaha nach San Francisco, verbindet also die größte Küsten-
stadt der Ostküste mit dem verkehrsreichsten Hafen der Westküste. Während
der nur ö1/* Tage dauernden Fahrt im Schnellzuge hat der Reisende
infolge der großartigen inneren Einrichtung der Bahnwagen die größte Be-
quemlichkeit.
Das südliche Canada durchschneidet die Canada-P-B., die den
Reisenden in sechs Tagen von Canada nach Vancouver bringt. Im
Gebiet von Mexico führt eine Bahn von Veracruz über Mexico nach
der pacifischen Küste. Den kürzesten Weg zwischen beiden Meeren durchmißt die
schon erwähnte Panamabahn. Ewähnenswert sind die Kanäle, die das Ge-
biet der Großen Seen mit dem Atlantischen Ozean verbinden. Auf canadifcher
Seite gelangen Seeschiffe mäßigen Tiefgangs auf einem Kanal, der die
Niagarafälle umgeht, bis nach Chicago. Der Erie-Kanal vermittelt den
Güterverkehr zwischen New-Iork und Buffalo; der Jlliuois-Kanal ver-
bindet das Seegebiet mit dem Mississippisystem.
b) In Südamerika haben nur Chile, Argentinien und
Südbrasilien ein größeres Eisenbahnnetz. Argentinien und Chile haben
gemeinsam das Werk einer südlichen Pacificbahn vollendet. Die Bahn
führt von Buenos Aires über Cordoba, Santiago nach V a l-
p a r a i s o. — Das gesamte tropische Binnenland Südamerikas ist ohne
Eisenbahnen.
3. In Afrika haben die Franzosen Algier und Tunis durch
Schienenwege erschlossen. Die Engländer haben Südafrika mit einem
bedeutenden Bahnnetz durchzogen und bauen jetzt an der K a p - K a i r o b a h n,
von der nur noch die Verbindung innerhalb des Tropengebiets fehlt. Welches
sind die wichtigsten Bahnlinien in den afrikanischen Kolonien Deutschlands? —
Im N. Afrikas besteht feit langer Zeit ein ausgedehnter Karawanenverkehr.
4. In Australien. In Südost- und Südaustralien sind die
wichtigsten Städte durch Bahnlinien verbunden, und das Eisenbahnnetz dehnt
sich immer mehr nach dem Binnenlande aus. Der Bau einer Überland-
bahn von Adelaide nach Port Darwin an der Nordküste entlang der Linie
des Überlandtelegraphen ist in Angriff genommen. Ein ziemlich engmaschiges
Bahnnetz weist bereits Neuseeland auf.
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Extrahierte Personennamen: Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Adana Mosul Bagdad Indiens Asiens China Amerika Chicago Omaha San_Francisco Vancouver Veracruz Chicago New-Iork Südamerika Chile Argentinien Argentinien Chile Cordoba Afrika Tunis Deutschlands Australien Südost- Adelaide Neuseeland
Physische Erdkunde. 97
8. weil die Küsten Europas nach No. gerichtet und meist flach sind,
fo daß ein großer Teil des Erdteils den Vorteil der Erwärmung genießen
kann.
Der Atlantische Ozean ist das wichtigste Handelsmeer der
Gegenwart. Er hat das dichteste Netz von regelmäßigen Dampfer-
linien. Von der Küste des nw. Europas, wo dicht aneinander gedrängt
die bedeutendsten Seehandelsplätze der Deutschen, Niederländer, Engländer und
Franzosen liegen, gehen die Dampferlinien von der Nordsee und dem Kanal
aus und streben fast alle nach den Küsten der Neuen Welt.
Die Nordsee und die Ostsee f. beim Deutschen Reiche (S. 33 fg. und 42).
Das Mittelmeer f. Heft I.
Das amerikanische Mittelmeer besteht aus den beiden Becken des
Golfs von Mexico und des Karibischen Meeres. Es gehört zu den
tropischen Meeren, hat nach 0. zahlreiche Zugänge zum Ozean und ist von
Bedeutung für den Handel zwischen Europa und dem mittleren Amerika.
Das nördliche Eismeer schiebt seine Eismassen zu Zeiten weit über
den n. Polarkreis hinaus. Nenne Teile nach der Karte! Drei Erdteile
lagern sich um das Eismeer. Wie heißen sie? Da das N. Eismeer von
den Kulturländern nicht so abgelegen ist wie das Südliche, ist es auch mehr
bekannt geworden als dieses. Den Nordpol, der mitten im nördlichen Eis-
meere liegt, hat der Nordamerikaner Peary am 6. April 1909 erreicht. Der
Reichtum an Walen und Robben lockt Walfischfahrer in das Eismeer zu
lohnendem Erwerb.
Das Arktische Meer hat 4 Zugänge zur See. Zeige sie! Die Nord-
polfahrten sind mit vielen Entbehrungen und großen Gefahren verknüpft.
2* Ter Indische Ozean füllt die weite Einbuchtung zwischen Afrika,
Asien und Australien aus. Die asiatische Küste ist für den Handel am
wichtigsten. Warum? Welche Meere liegen hier? Das Rote Meer ist seit
der Eröffnung des Sueskanals eine bedeutnde Verkehrsstraße geworden.
3. Der Grosze Ozean, auch Stiller Ozean oder Südsee*) ge-
nannt, bedeckt mehr als '/z der Erdoberfläche. Beide Küsten sind von
Vulkanreihen begleitet. Die asiatische Seite besitzt im australasiatischen
Mittelmeer das gliederreichste Jnselmeer der Erde, weiter n. die Reihe
umfangreicher, aber flacher Randmeere, die sich bis zur Beringstraße hin-
ziehen und durch vulkanische Inselketten vom Ozean abgegliedert sind. Nenne
die Namen nach der Karte! Die amerikanische Küste bildet die längste
und ungegliedertste Felsenküste der Erde. Die Südsee ist unter
allen Meeren am reichsten an kleinen ozeanischen Inseln. Der Name
„Stiller Ozean" (= Pazifischer Ozean) stammt von Magalhaens, der nach
seiner Fahrt durch die stürmische Magalhaensstraße diesen Ozean in hundert
Tagen durchfuhr, ohne daß ihm ein Sturm begegnete. — Für den euro-
päischen Weltverkehr hat der Große Ozean bisher noch nicht die Bedeutung
wie das Atlantische Weltmeer, das Mittelmeer und selbst der Indische Ozean.
_ Das Südliche oder Antarktische Eismeer liegt ringförmig um den Ant-
arktischen Kontinent und bildet die südpolare Fortsetzung der drei Ozeane. —
93om Antarktischen Kontinent her (Antarktika) schieben sich mächtige, mauer-
förmige Eisberge ins Meer.
*) Der Entdecker Balboa erblickte 1513 das Meer von der Landenge
von Panama zum ersten Male aus im S., daher der Name.
Schöne, Schulerdkunde Ii. 7
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Südwestdeutsches Becken. 11
Fichtelgebirge der Main zu. — Die Ufer des wasserreichen Rheins sind
«ingedämmt, um das Ufergelände vor Überschwemmungen zu schützen. Der
Strom neigt hier zur Werderbildung, Userversumpfung und zur Absonderung
ioter Arme. — Oberhalb Straßburg ist der Rhein infolge starken Gefälles
ein großes Wildwasser. — Unterhalb Straßburg herrscht auf dem Rhein
bereits Schiffsverkehr. Der eigentliche Rheinhafen ist indessen Mannheim.
3. Klima und Fruchtbarkeit. Da die Ebene eine niedrige, durch
Gebirgszüge geschützte Lage im Südwesten Deutschlands hat, so hat sie das
mildeste Klima (10—11°). Nirgends in Deutschland treffen im Frühjahr
Schwalben, Stare und Störche so früh ein wie hier. Die milde Luft und
die Fruchtbarkeit des Bodens machen die Ebene zu einem gartengleichen,
gesegneten, dicht bevölkerten Landstrich. Außer unsern bekannten Feldfrüchten
gedeihen Wein, Obst, Tabak, Hopfen, edle Kastanien- und Walnuß-
bäume in Fülle. Die landschaftlichen Schönheiten der Ebene werden Haupt-
sächlich durch die mannigfaltig geformten Bergzüge an den Talrändern und
durch die Gebirgstäler bedingt, die sich nach der Rheinebene öffnen.
4. Die Bewohner. Schon im frühesten Mittelalter war das Gebiet
der Oberrheinischen Tiefebene ein Hauptsitz deutschen Lebens. Nach dem
Rhein und der alten Stadt Worms führt uns die älteste deutsche Geschichte
und Sage. Heute gehört die Ebene zu den bevölkertsten Strichen unseres
Vaterlandes. Im 8. ist die Bevölkerung alemannischer, im N. rhein -
fränkischer Abstammung. Die Landwirtschaft allein vermag die
Menschen nicht zu ernähren. Großindustrie, die die nötige Kohle auf
dem Rhein heranholt, chemische Judustrie, namentlich in Ludwigshafen und
Darmstadt, Baumwollenindustrie im Elsaß und Handel sind ebenfalls wich-
tige Nahrungsquellen. Seit der frühesten Zeit war der Rhein eine wichtige
Verkehrsader, und alte Handelsstraßen begleiten den Strom auf beiden Seiten.
Heute treffen wir hier die wichtigsten Schienenwege des südwestlichen Deutsch-
lands. die nach dem St. Gotthard und dem sw. Frankreich verlaufen.
5. Ortskunde. Die wichtigsten Städte liegen entweder am Strom oder
reihensörmig am Fuß der Gebirge r. und l. vom Rhein.
a) Im Großherzogtum Baden: V Karlsruhe, Hst., erst am Anfange
des 18. Jahrhunderts gegründet, schön gebaut, mit strahlenförmig vom Schloß
auslaufenden Straßen. Trotz ungünstiger Lage durch die Gunst der Fürsten,
die Vereinigung mehrerer Eisenbahnlinien und durch den Anschluß an den
neuen Rheinhafen Maxau, zur blühenden Industrie- und Handelsstadt
-geworden. Heidelberg, alte Universitätsstadt in reizender Lage am Ein-
gange des Neckartales, mit einer großartigen Schloßruine. — K Mannheim,
am?, größer als die Hst., wichtigster Rheinhafen Sü dd eutsch lands.
— Baden-Baden, berühmtes Weltbad mit warmen Quellen in einem
herrlichen Schwarzwaldtale. — Fr eib ur g, lebhafte Handels- und Universitäts-
stadt im Breisgau. in schöner Lage im Dreisamtale.
b) Im Elsaß: K Straßburg, Hst. des Reichslandes, in fruchtbarer
Gegend. Sitz des kaiserl. Statthalters, starke Reichsfestung; Kaiser Wilhelms-
Universität. Weltberühmt ist das herrliche Münster. Die Stadt ist der Haupt-
Handelsplatz der linken Rheinseite in der Ebene, Knotenpunkt wichtiger Ver-
kehrslinien, Eisenbahnen und Kanäle, eine echte „Burg der Straßen". — Im
N. die Schlachtorte Weißenburg und Wörth. — Kolmar, Hst. im
Oberelsaß, gewerbreich. — ^Mülhausen, Mittelpunkt des elsässischen In-
dustriebezirks. erster Platz für Baumwollindustrie in Mitteleuropa.
e) In der bayrischen Rheinpfalz: Speyer, alte Stadt an? im
Mittelalter eine der berühmtesten Städte des Reichs mit herrlichem Dom
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38 Das Deutsche Reich,
Entwässerung brauchbare Wiesen und zum Teil auch fruchtbares Ackerland
(Oderbruch) gewonnen.
Das merkwürdigste unter diesen Bruchländern ist der Spreewald. Die
Spree löst sich hier in zahlreiche Arme aus, die ein Gewirr von Inseln um-
schließen. Ehemals, bevor noch von allen Seiten die Ausrodung des zumeist
aus Eichen bestehenden Urwalds begann, reichte der Spreewald von Lübben
bis Kottbus, Heute ist von dem schönen Walde nur noch ein Rest übrig,
in dem die Erle vorherrscht. Der größte Teil des Bodens ist Wiese oder dem
Pflug und Spaten dienstbar gemacht — Der Verkehr findet bei der Unzahl
der Wasserstraßen meistenteils mit Kühnen, im Winter mit Schlitten und
Schlittschuhen statt. — Die Bewohner des Spreewaldes sind Abkömmlinge
der Wenden und haben in Sitten und Trachten ihre Stammeseigentümlich-
feiten treu bewahrt. Im Sommer hat der Spreewald viel Fremdenverkehr.
Die Bodenflächen zwischen den Haupttälern werden von den Quertälern
der Ströme und den Flußrinnen der Nebenflüsse, die meist aus der Abschmelz-
zeit stammen, in zahlreiche Eiuzellandschasten zerlegt, die mitunter seenreich
sind. Die Fruchtbarkeit des höher gelegenen Bodens wird durch dürre Saud-
flächen sehr beeinträchtigt, die nicht selten mit großen Kiefernwäldern bestanden
sind, ,,Märkischer Sand". In der Niederlausitz kommt Braunkohle vor. daher
die Industrie und eine Reihe von Mittelstädten wie Kottbus, Guben, Forst,
Trtskunde. a) In Posen: » Posen, gewerbreiche Hst. der Provinz, in
ihrer Mitte an der Warthe gelegen. Diese starke Festung deckt die große ow.
Verkehrslinie nach Berlin, sowie alle wichtigen Verbindungen aller östlichen
Teile Preußens.— Bromberg, R,-B.-H, an der Brahe und dem Broinberger
Kanal; Flußschisfahrt, Holz- und Getreidehandel. — Hohensalza (Jnow-
razlaw), Salzbergwerk und Saline nebst Solbad. — Gnesen, alte, sagen-
reiche Krönungsstadt der ehemaligen polnischen Könige. — Schneidemühl,
wichtiger Eisenbahnknotenpunkt,
b Jnbrandenburg: Berlin,2,1 Mill.e. (Groß-Berlinz^Mill.e.), Hst, des
Deutschen Reichs und des Königreichs Preußen, in seiner Mitte an der schiffbaren
Plan von Berlin.
Spree gelegen, zweitgrößte Stadt Europas, W e l t st a d t. Seine Bedeutung und
Größe verdankt Berlin der günstigen Lage inmitten des deutschen Tieflandes, der
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlausitz Guben Posen Posen Berlin Bromberg Gnesen Berlin Berlin Europas Berlin